Café Schwarzenberg altes Bild an Wand mit Blick in den Innenraum

Die Geschichte

der Wiener Kaffeehauskultur

Willkommen in der faszinierenden Welt des Kaffees! Begeben Sie sich auf  Zeitreise in eine reiche Geschichte, die Jahrhunderte zurückreicht und bis heute das Herz der Wiener Gesellschaft prägt.

Die Geschichte der Wiener Kaffeehauskultur reicht bis ins Jahr 1683 zurück, als die zweite Türkenbelagerung in Wien stattfand. Die Kriegsbeute, welche zurückgelassen wurde, war ein wahrer Schatz. Unter exotischen Tiere und unbekannten Produkten waren auch Säcke voller Kaffeebohnen dabei. Diese haben sich einige Männer, vorwiegend Griechen und Armenier, als Belohnung für kaiserliche Dienste ausgesucht, weil sie die Beliebtheit dieses Getränks bereits kannten. Kaffeehäuser gab es nämlich bereits in Venedig, London, Marseille oder Konstantinopel. Mit dem Wissen und dem geschäftlichen Weitblick der Männer, wurde eine neue Ära für Wien eingeläutet. Nach und nach entstanden nun Einrichtungen, die unter dem Namen Wiener Kaffeehaus geführt wurden und zu einem beliebten Treffpunkt wurden.

Doch die wenigsten Leute kamen nur zum Kaffeetrinken ins Kaffeehaus. Vielmehr war es ein Ort der Inspiration, Kommunikation und der Erholung. Ob man nun die Berichterstattung der angebotenen Zeitungen verglich, Termine mit Geschäftspartnern abhielt, seine Gedanken ordnete oder mit Freunden und Bekannten bei einer Partie Billard oder Schach den Abend ausklingen ließ – das Kaffeehaus war für viele wie ein zweites Zuhause.

Außenansicht des Café Schwarzenberg mit Schanigarten nach der Renovierung in den frühen 1980ern.
Burgschauspielerin Adrienne Gessner sitzt im Schanigarten des Café Schwarzenberg neben ihrer Hausdame während der Kaffeejause um 1982.

Schani, trag'n Garten aussi

In den Sommer-Monaten gingen weniger Leute in die Kaffeehäuser. Um dennoch Umsatz zu machen, stellten ein paar Kaffeehäuser sogenannte „Limonadenzelte“ auf und boten dort erfrischende Getränke an. Um 1750 erhielt dann ein Cafetier am Graben die Genehmigung, ein paar Tische und Stühle vor dem Kaffeehaus aufzustellen.

Das war die Geburtsstunde des Schanigartens. 1825 wurde dann der erste klassische Schanigarten mit Tischen, Stühlen und Kübelpflanzen zur Begrenzung errichtet. Seit dem heißt es, sobald die Temperaturen steigen: „Schani, trag’n Garten aussi!“. Schani war die Bezeichnung für einen untergeordneten Helfer, der Rangniedrigste des Personals. Und wenn dieser Ruf ertönte, dann platzierte der Schani die Holzkisten mit Grünpflanzen sowie Tische und Sesseln auf dem Gehsteig vor dem Lokal.

Die Frauen erobern das Kaffeehaus

Der Schanigarten ermöglichte auch Frauen, die bis dahin nicht in den Kaffeehäusern geduldet wurden, ein wenig am Kaffeehaustreiben teilzunehmen, wenn auch nur von außen.

Erst 1840 durften auch Frauen das Kaffeehaus betreten. Zu Beginn wurden sie auch nur bedient, wenn sie in Begleitung von ihren Männern zu Gast waren. Meist war dies nach einer Soirée oder einem Ball. Sah man zu dieser Zeit Frauen alleine, die dennoch bedient wurden, so wurden diese offiziell geduldet, um dort Herrenbekanntschaften zu machen. Erst nach und nach trafen sich auch die Frauen zu kleinen Runden mit Kartenspiel und Kaffeeklatsch.

Die Geschichte des Café Schwarzenberg

Im Jahr 1861 wurde in Wien an der Prachtstraße Europas, der Ringstraße, ein Mietpalais von Albrecht Zeppezauer errichtet. In diesem Gebäude eröffnete das Ehepaar Hochleitner ein Café. Erst 1902 erhielt das Café Schwarzenberg seinen heutigen Namen, als es von Josef Menschl übernommen wurde. Vorher trug es verschiedene Namen wie Café Hochleitner und Café Sperrer. Während des Zweiten Weltkriegs wurde das Café kurzzeitig als Café Deutschland geführt. Nach dem Krieg wurden die Räumlichkeiten von Offizieren der Sowjetarmee für Veranstaltungen genutzt, wobei sie die Einrichtung beschädigten. Ein Überbleibsel dieser Zeit war ein Spiegel mit Ranken- und Blumenmustern, der die Sprünge und Einschusslöcher verzierte.

1978 plante der Besitzer, das Café zu schließen und an ein Autohaus zu verkaufen, aber dank des damaligen Kulturstadtrats Dr. Zilk konnte das Schicksal des Café Schwarzenberg abgewendet werden. 1979 wurde das Café renoviert und 1980 mit einem neuen Pächter wiedereröffnet. Obwohl es nie ein spezielles Künstler- oder Literatencafé war, war der Architekt Josef Hoffmann, Begründer der Wiener Werkstätte, ein bekannter Stammgast. Auch nach Hoffmann sichtete man regelmäßig prominente Persönlichkeiten wie den Maler Hermann Nitsch und die Burgschauspielerin Adrienne Gessner sowie wichtige Personen aus Politik und Wirtschaft im Café Schwarzenberg.

Heute ist das Café Schwarzenberg eines der letzten verbliebenen Ringstraßencafés, das die typische Atmosphäre und Tradition eines „Wiener Cafés“ bewahrt hat. Laut Bundesdenkmalamt enthält das Café noch wesentliche Gestaltungselemente aus der Zwischenkriegszeit. Der annähernd quadratische Eckraum zeigt an den Wänden die ursprüngliche Marmorverkleidung. Dabei wurden zwei verschiedene Sorten von Marmor verwendet. Helle, stark geäderte Flächen werden von Streifen eines dunklen, fast homogenen schwarzen Steins eingefasst. Die Decke des Raums ist mit einer kleinteiligen mosaikartigen Verkleidung aus farbigen Milchglasplättchen und Goldauflage dekoriert. Ein charakteristisches Merkmal des Eckraums sind die quadratischen Tische mit Platten aus gehämmertem Messing, die zum Originalbestand gehören. In der Damentoilette des Cafés Schwarzenberg sind die Wände mit schwarzen Marmorplatten verkleidet. In die Verkleidung sind Spiegel mit weißen Steinrahmen eingelassen. Sowohl die Decke als auch der Fußboden sind noch mit den Belägen aus den Zwanziger Jahren ausgestattet.

Die Gestaltung dieser beiden Räume zeugt von einer spezifischen Art der Raumdekoration, die einen charakteristischen Stil der Zwischenkriegszeit repräsentiert. Diese Art der Inneneinrichtung geht letztlich auf den berühmten Architekten Adolf Loos zurück, dessen 1913 entworfenes Café Capua in der Johannesgasse 3 als eines der prominentesten Beispiele dieser Raumgestaltung gilt. Das beschriebene Interieur des Café Schwarzenberg zählt somit zu den letzten verbliebenen Beispielen für diese von Adolf Loos beeinflusste architektonische Gestaltung, die höchste handwerkliche Standards aufweist.