Geschichte
Die Geschichte der Wiener Kaffeehauskultur
Die Geschichte der Wiener Kaffeehauskultur reicht bis ins Jahr 1683 zurück, als türkische Kriegsbeute mit Säcken voll grünen Bohnen in den Besitz eines Spions gelangte und der Kaffee zum Lieblingsgetränk der Wiener wurde. Nach und nach entstanden nun Einrichtungen, die unter dem Namen Wiener Kaffeehaus geführt wurden und zu einem beliebten Treffpunkt wurden.
Doch die wenigsten Leute kamen nur zum Kaffeetrinken ins Kaffeehaus. Vielmehr war es ein Ort der Inspiration, Kommunikation und der Erholung. Ob man nun die Berichterstattung der angebotenen Zeitungen verglich, Termine mit Geschäftspartnern abhielt, seine Gedanken ordnete oder mit Freunden und Bekannten bei einer Partie Billard oder Schach den Abend ausklingen ließ – das Kaffeehaus war für viele wie ein zweites Zuhause.
In den Sommer-Monaten gingen weniger Leute in die Kaffeehäuser. Um dennoch Umsatz zu machen, stellten ein paar Kaffeehäuser sogenannte „Limonadenzelte“ auf und boten dort erfrischende Getränke an. Um 1750 erhielt dann ein Cafetier am Graben die Genehmigung, ein paar Tische und Stühle vor dem Kaffeehaus aufzustellen. Das war die Geburtsstunde des Schanigartens. 1825 wurde dann der erste klassische Schanigarten mit Tischen, Stühlen und Kübelpflanzen zur Begrenzung errichtet.
Seit dem heißt es, sobald die Temperaturen steigen: „Schani, trag’n Garten aussi!“. Schani war die Bezeichnung für einen untergeordneten Helfer, der Rangniedrigste des Personals. Und wenn dieser Ruf ertönte, dann platzierte der Schani die Holzkisten mit Grünpflanzen sowie Tische und Sesseln auf dem Gehsteig vor dem Lokal.
Der Schanigarten ermöglichte auch Frauen, die bis dahin nicht in den Kaffeehäusern geduldet wurden, ein wenig am Kaffeehaustreiben teilzunehmen, wenn auch nur von außen.
Erst 1840 durften auch Frauen das Kaffeehaus betreten. Zu Beginn wurden sie auch nur bedient, wenn sie in Begleitung von ihren Männern zu Gast waren. Meist war dies nach einer Soirée oder einem Ball. Sah man zu dieser Zeit Frauen alleine, die dennoch bedient wurden, so wurden diese offiziell geduldet, um dort Herrenbekanntschaften zu machen. Erst nach und nach trafen sich auch die Frauen zu kleinen Runden mit Kartenspiel und Kaffeeklatsch.
Auch wenn von Zeit zu Zeit ein Kaffeehaus in Wien zusperrte, bleibt die Tradition bis heute erhalten.
Die Geschichte des Café Schwarzenberg
Anno 1861 war man gerade heftig mit dem Bau der schönsten Prachtstraße Europas beschäftigt. Zu dieser Zeit wurde auch ein Mietpalais von Albrecht Zeppezauer (Seidenfabrikant und K&K Hoflieferant) erbaut, in dem das Ehepaar Hochleitner ein Café eröffnete.
Das Café Schwarzenberg trägt erst seit der Übernahme durch Josef Menschl 1902 seinen noch heute bestehenden Namen. Davor hieß es unter anderem Café Hochleitner und Café Sperrer. Von 1939 bis Kriegsende musste der Name noch einmal kurz weichen. Zu dieser Zeit wurde es als Café Deutschland geführt.
Nach 1945 okkupierten Offiziere der Sowjetarmee die Räumlichkeiten für ihre Veranstaltungen und zerschossen dabei die Einrichtung.
Ein Relikt dieser Zeit hielt sich bis zur Renovierung 1979 – ein Spiegel, bei dem man die Sprünge und Einschusslöcher mit Ranken und Blumenmustern verzierte, und so aus der Not eine Tugend machte
1978 wollte der Besitzer des Café Schwarzenberg (Kom. Rat. Waltersam) das Lokal schließen und an ein Autohaus verkaufen. Durch den damaligen Kulturstadtrat und späteren Bürgermeister Dr. Zilk konnte aber dem Café Schwarzenberg dieses Schicksal erspart bleiben. 1979 wurde das Café Schwarzenberg grundlegend renoviert und saniert und 1980 mit neuem Pächter feierlich wieder eröffnet.
Obwohl nie Künstler- oder Literatencafé, weiß man doch von einem berühmten Stammgast zu berichten, der seinem Kaffeehaus über Jahre hinweg treu blieb: Architekt Josef Hoffmann, Begründer der Wiener Werkstätte, ließ sich zur Mittagszeit vom Chauffeur absetzen, um zu essen, die Tageszeitungen zu lesen oder seine Ideen auf kariertes Papier zu bringen (Quatratel Hoffmann). Im Schwarzenberg sind sicher viele seiner außergewöhnlichen Entwürfe entstanden.
Auch danach sichtete man immer wieder bekannte Persönlichkeiten wie den Maler Hermann Nitsch oder die Burgschauspielerin Adrienne Gessner sowie wichtige Personen aus Politik und Wirtschaft.
Heute ist das Café Schwarzenberg eines der letzten Ringstraßencafés, von denen es einst mehr als 30 gab, das die typische Atmosphäre und Tradition eines „Wiener Cafés“ fortsetzen möchte.
Laut Bundesdenkmalamt enthält das Café Schwarzenberg noch wesentliche Gestaltungselemente, die auf die Erneuerung des Lokales in der Zwischenkriegszeit zurückgehen. Insbesondere gilt dies für den links des Eingangs gelegenem Eckraum sowie für die Damentoilette.
Im annähernd quadratischen Eckraum zeigen die Wände die ursprüngliche Marmorverkleidung, wobei zwei verschiedene Sorten Verwendung fanden. Helle, stark geäderte Flächen werden von Streifen eines dunklen, fast homogenen schwarzen Steins eingefasst. Als Dekor der Decke dient eine kleinteilige mosaikartige Verkleidung mit farbigen Milchglasplättchen und Goldauflage. Zum Originalbestand zählen auch die quadratischen Tische mit Platten aus gehämmerten Messing.
In der Damentoilette schließlich weisen die Wände eine Vertäfelung mit schwarzem Marmor auf, in welche Spiegel mit weißer Steinrahmung eingelassen sind. Decke und Fußboden sind noch mit den Belägen der Zwanziger Jahre ausgestattet.
Die beiden Räume zeigen eine Art der Raumdekoration, deren Effekt auf der Verwendung von edlen Materialien wie Marmor, Spiegelglas und Messing beruht. Es handelt sich dabei um eine für die Zwischenkriegszeit typische Art der Inneneinrichtung.
In Wien gehen derartige Interieurs letztlich auf Adolf Loos zurück, dessen 1913 entworfenes Café Capua in der Johannesgasse 3 wohl das prominenteste Beispiel einer derartigen Raumgestaltung war.
So zählt das beschriebene Interieur des Café Schwarzenberg zu einer der letzten Beispiele für die von Adolf Loos beeinflusste architektonische Gestaltung mit der Ausführung höchster handwerklicher Standards.









